Veranstaltungen

Ringvorlesung, HU Berlin, SS 2024

Ringvorlesung

Archive der Revolution und des portugiesischen Imperiums

Post-Autoritäre und Dekoloniale Perspektiven auf den 25. April 1974

Sommersemester 2024

Dienstags, 18-20 Uhr, Hauptgebäude – 3075 Unter den Linden 6

Am 25. April 1974 stürzte das Militär in Portugal das autoritäre Regime. Es war der Tag der Nelkenrevolution. Der portugiesische Estado Novo, dessen Ende gekommen war, bestand in diesem Land am Rande Europas seit 1932. Unter dem Präsidenten António de Oliveira Salazar wurde ein Staat erschaffen, der seine Bürger*innen durch eine Geheimpolizei überwachte, in Massenorganisationen zu integrieren versuchte und dbasie Opposition gewaltsam unterdrückte. Der Estado Novo bildete aber auch ein koloniales Regime, das symbolisch wie diskursiv an die „Entdeckungsfahrten“ anknüpfte und Besitzansprüche auf Territorien in Afrika, etwa Guinea-Bissau, Mosambik und Angola aufrechterhielt. Im Zuge der Dekolonisierung entstanden aber auch in den portugiesischen Kolonien Afrikas Unabhängigkeitsbewegungen, die den Herrschaftsanspruch des Regimes seit 1961 in Frage stellten. 1974, als die Kolonialkriege bereits mehr als eine Dekade andauerten, fiel also nicht nur das Regime in Lissabon. Die Revolution bedeutete auch das Ende des portugiesischen Imperiums und leitete umfassende Demokratisierungs- und Dekolonisierungsprozesse ein.

2024 gibt es Anlass, 50 Jahre voller gesellschaftlicher Wandlungen, kultureller Brüche und sozialer Transformationen zu reflektieren. Im Kontext des revolutionären Umbruchs in Portugal und der Entstehung der unabhängigen Staaten in Mosambik, Angola, Guinea-Bissau gab es unzählige kulturelle Produktionen, die durch das vielfältige und widersprüchliche Wissen der verschiedenen, an den Umbruchsprozessen beteiligten Akteur*innen geprägt sind. Ziel ist es, diese facettenreichen Archive der Nelken-Revolution zu explorieren. Sie umfassen zahlreiche literarische Werke, Spiel- und Dokumentarfilme, Theaterstücke sowie auch künstlerische Interventionen, die sich mit den rauen Wirklichkeiten des Kolonialismus, Gewalt und traumatischen Erfahrungen auseinandersetzen.

Die erinnerungspolitischen Einlassungen – auf staatlicher und sozialer, wie auch kultureller Ebene – waren bis in die frühen 2000er Jahre noch vor Allem von Akteur*innen in Portugal geprägt. Seit einiger Zeit jedoch bringen auch „postcolonial people“ (Christoph Kalter) ihre Stimme vermehrt zur Geltung. So wird immer deutlicher, dass die Revolution ebenso aus einer dekolonialen Perspektive betrachtet werden muss, die die kolonialpolitischen Implikationen und langfristigen, bis in die Gegenwart reichenden gesellschaftlichen Problematiken auf kritische Weise bearbeitet.

Die Ringvorlesung bringt Expert*innen zusammen, die sich mit den Archiven der Revolution – sei es Film, Literatur, Kunst, Wissenschaftsgeschichte – auseinandersetzen und ihre Perspektiven vor dem Hintergrund des 50. Jahrestags der Revolution vom 25. April einordnen und Sinne Ann L. Stolers ‚gegen den Strich lesen‘, um ihre sensiblen kulturellen und politischen Dimensionen in ein neues Licht zu setzen.


Podiumsdiskussion und Buchvorstellung, 30.01.24, Köln

Podiumsdiskussion und Vorstellung der Publikation “geschichte/n über/zeichnen:
comics und schwarzer widerstand”

Am Podium nehmen teil:
Prof. Dr. Christine Gundermann, Universität zu Köln

PD Dr. Charlotte Lerg, Ruhr-Universität Bochum

Bennê Oliveira, Brasilianische Comiczeichnerin

Organisiert von:
J.-Prof. Dr. Jasmin Wrobel, Ruhr-Universität Bochum
Dr. Janek Scholz, Universität zu Köln

CfP: Nelken für alle? Die Erinnerung an die Nelkenrevolution im 21. Jhdt. 

Der zeitliche Abstand von einem halben Jahrhundert lädt dazu ein, althergebrachte Erzählungen und Erinnerungsmuster der Nelkenrevolution zu hinterfragen. Besonders naheliegend und fruchtbar ist dabei das Überdenken der Akteure der Geschichte. Nicht das portugiesische Militär habe dem fünfhundert Jahre alten Kolonialsystem und dem dreizehn Jahre andauernden Kolonialkrieg ein Ende gesetzt, sondern – wie derzeit vielerorts verkündet wird – umgekehrt: Die Unabhängigkeitsbewegungen in Angola, Mosambik, Guinea-Bissau und auf den Kapverden seien die treibende Kraft hinter dem Zusammenbruch des veralteten Kolonialsystems und der ebenso maroden Diktatur des Estado Novo gewesen. „Der 25. April entstand in Afrika“, resümiert der Soziologe und Aktivist Apolo de Carvalho. Dabei steht er nicht allein. In Konferenzen, Büchern und öffentlichen Debatten wird eine neue Interpretation der Nelkenrevolution als erinnerungspolitisches Erbe gefordert, das allen gehört.

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des 25. April lädt die Tagung Nelken für alle? Die Erinnerung an die Nelkenrevolution im 21. Jahrhundert zur Reflexion über neue Lesearten der Nelkenrevolution ein, die postkoloniale Perspektiven in den Mittelpunkt rücken. Willkommen sind Beiträge, die zu einer erweiterten Perspektivierung der Revolution beitragen, etwa mit Bezug zu folgenden Themen:

  • Welche Rolle spielt die Erinnerung an den 25. April in den nationalen Diskursen der lusophonen Länder Afrikas? Wie tragen Literatur, Film und Kunst dazu bei, jeweils eigene Lesearten der Nelkenrevolution zu entwickeln?
  • Welche politischen Forderungen gehen mit der ‚Afrikanisierung‘ der Nelkenrevolution in Portugal einher? Kann die Anerkennung der entscheidenden Rolle der Unabhängigkeitsbewegungen bei der Überwindung von Kolonialismus und Diktatur die überfällige Dekolonisierung der nationalen Narrative in Portugal bewirken? Welche Rolle spielen aktivistische Kollektive in Portugal, die eine afrikanische Perspektive vertreten, bei dieser Neubewertung der Geschichte?
  • Welchen Platz nehmen die Narrative der retornados in dieser Neuverhandlung von Erinnerung und kollektiver Identität ein? Inwiefern ist die Anerkennung der Rückkehrer:innen als Opfer des Dekolonisierungsprozesses vereinbar mit der prominenten Rolle, die den Unabhängigkeitsbewegungen eingeräumt wird?
  • Was geschieht mit dem vielbeschworenen espírito de abril in Portugal angesichts der vielfältigen Umdeutungen der Geschichte? Bleibt die Revolution eine historische Referenz als die Geburtsstunde der heutigen Demokratie? Begünstigt die Anerkennung der entscheidenden Rolle der Unabhängigkeitsbewegungen bei der Überwindung von Kolonialismus und Diktatur auch eine angemessene Erinnerung an andere Gruppen – Frauen, Untergrundbewegungen, oppositionelle Kunst – als Akteure der Demokratisierung?

Die Konferenz findet an der Technischen Universität Chemnitz vom 25. bis 28. September 2024 mit Unterstützung des Camões – Instituto da Cooperação e da Língua, I.P. statt. Bei Interesse reichen Sie bitte bis zum 25.03.2024einen Arbeitstitel und eine Zusammenfassung (etwa 150 Wörter) mit kurzer biographischer Notiz per E-Mail an: nelken24@phil.tu-chemnitz.de.

Vortragende werden nach der Durchsicht aller Einsendungen zum 25.04.2024 benachrichtigt.

Rückfragen richten Sie bitte an:

Teresa Pinheiro (teresa.pinheiro@phil.tu-chemnitz.de)

Robert Stock (robert.stock@hu-berlin.de)

Henry Thorau (thorau@mailbox.org)

Workshop do grupo de trabalho “O Brasil no contexto global” da ADLAF

“O Brasil no contexto das relações sul-sul”, Universidade da Colônia, 1-2 de fevereiro de 2024

Após vários anos atuando em redes internacionais de extrema direita, o Brasil voltou a ser um ator importante no cenário internacional. As relações entre os países do ‘Sul Global’ ganham destaque especial neste cenário, não apenas em termos de política estatal. Os debates atuais nas ciências humanas e sociais dão atenção às circulações e aos entrelaçamentos sociais, culturais, ecológicos e políticos entre as localidades brasileiras e outras localidades do sul, em inúmeros aspectos. Embora permaneça aberto a uma variedade de questões e preocupações, a oficina convida os/as participantes a abordar essas questões por uma perspectiva ligada às relações sul-sul.

Entre os temas transversais que consideramos de especial relevância no momento atual estão:

  • populismos e extremismos
  • direitos LGBT(TIQA+)
  • convivências/desigualdade
  • decolonização e pensamento anti-colonial,
  • ecocrítica,
  • racismo e solidariedades anti-racistas
  • movimentos de resistência e ativismos/artivismos

Formato

O workshop priorizará grupos de debate em vez de apresentações de trabalhos individuais. Convidamos dois tipos de submissão: 1) grupos de 3 a 5 participantes de diferentes disciplinas ou campos de ação e em diferentes fases de suas carreiras profissionais, que contribuirão com breves inputs para um debate escolhido coletivamente, para o qual serão alocadas aproximadamente 1,5 horas. Cada input deve ter cerca de 7 minutos, e pode haver um/a moderador/a e/ou debatedor/a para o grupo de debate. Após a apresentação dos inputs e antes de abrir o debate para a público, incentiva-se uma breve discussão em mesa redonda. 2) Pesquisadores/as em início de carreira também podem enviar uma proposta individual. Pretendemos criar grupos de debate coerentes a partir das contribuições ou sugerir a integração em um dos grupos de debate propostos.

Se pretenderem propor um formato diferente (uma performance, um vídeo-ensaio, etc.), informem-nos para que possamos garantir tempo suficiente e providenciar o equipamento técnico necessário.

Submissões

Prazo: 15 de outubro de 2023

Submissões coletivas: título, breve descrição temática (máx. 300 palavras), descrição de formato e títulos dos inputs de cada participante (máx. 200 palavras), 5 palavras-chave, breves biografias de cada participante (100 palavras).

Submissões individuais: título, resumo de no máx. 300 palavras, 5 palavras-chave, breve biografia (100 palavras).

As línguas da oficina são o português, o espanhol e o inglês.

Por favor, enviem as propostas para: tilmann.heil@uni-koeln.de, janek.scholz@uni-koeln.de, jasmin.wrobel@ruhr-uni-bochum.de

Poster