Brasilianistik
Brasilianistik ist im Deutschen ein junger Begriff. Zusammen mit der Portugalistik, der Afrolusitanistik, der Galicistik und der Kreolistik gehört die Brasilianistik zur Lusitanistik, der wissenschaftlichen Beschäftigung mit portugiesischer Sprache und Kultur in Europa, Amerika, Afrika und Asien. Brasilien ist von seinerFläche und hinsichtlich seinerEinwohnerzahlnicht nur das größte Land Lateinamerikas, sondern auch das größte romanische Land der Welt. Seine Fläche umfaßt ca.8.547 Millionen Quadratkilometer (ca. 42 Prozent der Fläche Mittel- und Südamerikas, fast die Hälfte Südamerikas); Brasilien ist fünftgrößtes Land der Erde. Es grenzt mit Ausnahme Chiles und Ecuadors an alle anderen südamerikanischen Länder. Die Bevölkerung zählte 1997 mehr als 163 Millionen Menschen, was mehr als einem Drittel der Gesamtbevölkerung Lateinamerikas entspricht. Landessprache ist Portugiesisch. Seit dem 5. Oktober 1988 ist Brasilien eine präsidiale Bundesrepublik. Es ist die dominierende Wirtschaftsmacht Lateinamerikas und der wichtigste Außenhandelspartner der Bundesrepublik Deutschland in Lateinamerika; alleine in São Paulo produzieren deutsche Unternehmen mehr Dienstleistungen und Güter als in jeder deutschen Großstadt. Da die Weltsprache Portugiesisch mit ca. 200 Millionen muttersprachlichen Sprechern an deutschen Schulen bisher nur sehr selten als zweite oder dritte Fremdsprache angeboten wird, müssen bisher viele deutsche Firmen ihre Mitarbeiter im Lande selbst schulen lassen. Es ist daher ein Anliegen der Brasilianistik, nicht nur die wissenschaftliche Beschäftigung mit brasilianischer Sprache und Kultur im deutschen Sprachraum zu fördern, sondern auch die Situation des Portugiesischunterrichts im deutschen Sprachraum zu verbessern und die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, daß Portugiesisch nach dem Spanischen die zweitgrößte romanische Weltsprache ist, die mehr als dreimal so viele muttersprachliche Sprecher wie das Französische aufweist.