Preisträger 2011

Georg-Rudolf-Lind-Förderpreis für Lusitanistik

Porträt der Preisträger 2011

Isabel Francisco ist 1981 in Hamburg geboren. In der Hansestadt besuchte sie das Gymnasium und absolvierte ein Magisterstudium der Fächer Portugiesisch und Geschichtswissenschaft. Während des Studiums besuchte sie die Universidade Nova de Lisboa im Rahmen des Erasmus-Programms. Außerdem nahm sie an Forschungsprojekten in Portugal und Deutschland teil.

Sie schloss ihr Magisterstudium im Fach Portugiesisch an der Universität Hamburg mit einer Arbeit zum Thema “Konstruktionen von Identität im Prosawerk Helder Macedos” bei Prof. Martin Neumann ab. Für diese Arbeit wurde sie während des 9. Deutschen Lusitanistentags in Wien mit dem Georg-Rudolf-Lind Förderpreis für Lusitanistik ausgezeichnet (ex-aequo mit Sebastian Knoth).

Sebastian Knoth ist 1982 in Bad Kreuznach geboren. Nach einem 14-monatigen Zivildienst am Colegio Rosenhammer in San Ignacio de Velasco (Bolivien) nahm er im Jahre 2004 das Studium der Lusitanistik und Hispanistik an der Universität Trier auf. Während des Studiums besuchte er die Universidade Nova de Lisboa im Rahmen des Erasmus-Programms. Darüber hinaus ist Sebastian Knoth Freier Journalist bei diversen Kultur- und Sportzeitschriften.

Das Studium schloss er an der Universität Trier mit einer Arbeit zum Thema “,Em futebol, o pior cego é o que só vê a bola.’ ,Beim Fußball ist der größte Blinde der, der nur den Ball sieht.’ Fußballinszenierungen in der brasilianischen Literatur am Beispiel der Theaterstücke /A Falecida/ von Nelson Rodrigues und /Chapetuba Futebol Clube/ von Oduvaldo Vianna Filho” bei Prof. Dr. Henry Throrau ab. Für diese Arbeit wurde er während des 9. Deutschen Lusitanistentags in Wien mit dem Georg-Rudolf-Lind Förderpreis für Lusitanistik ausgezeichnet (ex-aequo mit Isabel Francisco).

Lebenslauf als PDF (Stand: 2011)

L a u d a t i o des Präsidenten des DLV

Anlässlich der Überreichung des Georg-Rudolf-Lind-Förderpreis für Lusitanistik 2011 am 14. September 2011 im Rathaus der Stadt Wien

Meine Damen und Herren:

Ich freue mich außerordentlich, dass der in der Amtszeit von 1999-2001 eingerichtete Georg-Rudolf-Lind-Förderpreis für Lusitanistik des Deutschen Lusitanistenverbandes heute, am 14. September 2011, im Rahmen des 9. Deutschen Lusitanistentages, zum dritten Mal vergeben werden kann; ein Preis, der nach unserem großen, 1990 im Alter von nur 65 Jahren verstorbenen Kollegen Georg Rudolf Lind benannt ist – was wäre die Fernando Pessoa-Rezeption ohne seine übersetzerische und wissenschaftliche Arbeit – ein Preis, mit dem jeweils ein junger deutschsprachiger Wissenschaftler und eine junge deutschsprachige Wissenschaftlerin für ihre herausragende Arbeit auf dem Gebiet der portugiesischen, brasilianischen und lusophonen afrikanischen Literatur-, Sprach- und Kulturwissenschaft ausgezeichnet werden soll, und der mit 500.- Euro dotiert ist.

In der Amtsperiode 2009-2011 wurden vier Arbeiten eingereicht. Der Preis geht – mit einem einstimmigen Votum des amtierenden Vorstandes –zu gleichen Teilen an Isabel Francisco aus Hamburg und Sebastian Knoth aus Wiesbaden.

Das Preisgeld wurde aufgestockt um 50.- € von unserem Kollegen und Vizepräsidenten des DLV, Martin Neumann und um 50 € von mir, so dass jeder der Preisträger den, wenn auch bescheidenen, Betrag von 300,00 € erhält. Aber es ist dies ja auch eher ein symbolischer Preis, die Anerkennung und die dadurch möglicherweise erworbene Reputation für eine wissenschaftliche Weiterförderung wiegen schwerer.

Isabel da Silva Francisco wird ausgezeichnet für ihre 2009 an der Universität Hamburg eingereichte und von beiden Gutachtern mit der Note sehr gut (1,0) bewertete Magisterarbeit Konstruktion(en) von Identität in Sem Nome von Helder Macedo; Sebastian Knoth für seine 2010 an der Universität Trier eingereichte und von beiden Gutachtern mit der Note sehr gut (1,0) bewertete Magisterarbeit »Em futebol, o pior cego é o que só vê a bola.« »Beim Fußball ist der größte Blinde der, der nur den Ball sieht.« Fußballinszenierungen in der brasilianischen Literatur am Beispiel der Theaterstücke A Falecida von Nelson Rodrigues und Chapetuba Futebol Clube von Oduvaldo Vianna Filho.

Lassen Sie mich kurz aus den Gutachten bzw. Begründungen zitieren:

Zu Isabel Franciscos Magisterarbeit Konstruktion(en) von Identität in Sem Nome von Helder Macedo merkt der Gutachter Prof. Dr. Markus Schäffauer an:

„Die Verfasserin hat sich viel vorgenommen, da einerseits zum untersuchten Roman praktisch noch keinerlei Sekundärliteratur existiert und andererseits die Fragestellung nach einer postmodernen Identität sehr anspruchsvoll ist. Die damit verbundene Argumentation wird von der Verfasserin auf einem durchgehend hohen argumentativen Niveau ausgeführt.“

Und Prof. Martin Neumann schreibt in seinem Erstgutachten: „Frau Francisco hat ihre Aufgabe mit Bravour gemeistert, […] wobei ich (das) Kapitel ‘[…] Identität und différance’ für ganz besonders gelungen halte, weil hier auf plausible Weise Derridas Überlegungen mit postmodernen Identitätskonzepten zusammengeführt werden. […] so dass ein operationalisierbares Theoriemodell vorliegt, das im zweiten Teil auf den Roman Sem Nome angewandt wird. […] die Konstruktion kollektiver Identität, konkret an einer Identität Portugals nach dem Ende des Salazarismus und der Kolonialzeit. […] die Ergebnisse der akribischen und […] feinsinnigen Textanalysen […] (sind) in einem klugen Oszillieren zwischen Theorieteil und Textanalyseteil völlig überzeugend.“

Zu Sebastian Knoths Magisterarbeit »Em futebol, o pior cego é o que só vê a bola.« »Beim Fußball ist der größte Blinde der, der nur den Ball sieht.« Fußballinszenierungen in der brasilianischen Literatur am Beispiel der Theaterstücke A falecida von Nelson Rodrigues und Chapetuba Futebol Clube von Oduvaldo Vianna Filho merkt die Zweitgutachterin Prof. Dr. Claudia Hammerschmidt, Universität Jena, an:

„Herr Sebastian Knoth widmet sich mit seiner Arbeit einem hochaktuellen Thema der Literatur- und Kulturwissenschaft: der Frage nach der Funktionalisierung von Großsportereignissen in der Literatur. Im Fokus stehen dabei zwei brasilianische Theaterstücke der 1950er Jahre, deren Autoren zwar höchst heterogene politische Ansichten und damit verbundene Theaterkonzeptionen vertreten, diese aber beide anhand der Auseinandersetzung mit Stellung und Rezeption des Fußballs in der brasilianischen Gesellschaft und also durch die Fußballinszenierungen in Szene setzen.

Nach einer geschickten „Vorbemerkung“ (S. 1-4), die in das Thema einführt und das weitere methodische Vorgehen erläutert, widmet sich der Vf. einer gut gegliederten Darlegung der Geschichte des „Fußballs in Brasilien“ […], die insbesondere auch im Zusammenhang mit der nationalen Identitätsfrage, brisanten politischen Themen wie Rassismus und Neokolonialismus sowie dem Faktor der Integration multiethnischer Bevölkerungsschichten betrachtet wird.

[…] Knoth versteht es […] hervorragend, kulturpolitische und dramenanalytische Aspekte miteinander zu verbinden. […]

Die […] Unterschiede in Anlage und Funktionalisierung der Stücke werden […] unter Berücksichtigung auch des persönlichen (feindlichen) Verhältnisses zwischen den Autoren, v.a. aber durch die Gegenüberstellung des Aufbaus der Stücke, ihrer unterschiedlichen Handhabe der Darstellung von Zeit sowie insbesondere durch die Ausstellung der verschiedenen Beweggründe des unmoralischen Handelns der Protagonisten […] vertieft und deutlich gemacht. […] Die Arbeit ist hervorragend strukturiert und recherchiert.“

Da Sebastian Knoth inzwischen nicht nur zum Thema Fußball in der Brasilianischen Literatur promoviert, seinen Lebensunterhalt als Sportjournalist u.a. bei 11 Freunde verdient, sondern sich auch in der Jugendarbeit sozial engagiert und ausgerechnet dieser Tage ein Seminar für die Sozialen Lerndienste in Trier abhalten muss, kann er seinen Preis leider nicht persönlich in Empfang nehmen. Einen Applaus hat er dennoch verdient. Ich werde ihm die Urkunde nachträglich in Trier überreichen. Aber Ihnen, liebe Frau Isabel da Silva Francisco, kann ich den Preis persönlich überreichen. Beiden Preisträgern wünschen wir für ihre weitere wissenschaftliche Zukunft das erdenklich Beste.

Prof. Dr. Henry Thorau

Präsident des Deutschen Lusitanistenverbandes DLV