Preisträger 2015

Georg-Rudolf-Lind-Förderpreis für Lusitanistik

Porträt des Preisträgers

Peter W. Schulze machte seinen Magister in Filmwissenschaft (Magister Artium mit Auszeichnung) sowie sein Diplom in Bildender Kunst/Fotografie an den Universitäten Mainz, Madrid, Paris und Rio de Janeiro.
Als Promotions-Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung und des DAAD absolvierte er anschließend ein Doktoratsstudium, das er 2013 mit der Studie „Strategien kultureller Kannibalisierung. Postkoloniale Repräsentationen vom brasilianischen Modernismo zum Cinema Novo“ an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit der Höchstnote „Summa cum laude“ abschloss.

Er arbeitete zunächst als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Filmwissenschaft und Mediendramaturgie an der Universität Mainz, bis er 2013 an die Hispanistik der Universität Bremen wechselte. Seine Tätigkeiten im Bremer Masterstudiengang „Transnationale Literaturwissenschaft: Literatur – Theater – Film“ brachten ihm nicht zuletzt 2015 die Leitung des DFG-Forschungsprojekts „Transnational and Cross-Media Interconnections in Latin American Film Musicals“ ein. Neben zahlreichen Auslandsaufenthalten an brasilianischen Universitäten ist Peter W. Schulze Autor von bereits vielbeachteten Monographien, u.a. zum Oeuvre von Glauber Rocha sowie zur brasilianischen Gegenwartsliteratur und zum lateinamerikanischen Gegenwartskino.

L A U D A T I O der Präsidentin des DLV

Anlässlich der Überreichung des Georg-Rudolf-Lind-Förderpreis für Lusitanistik 2015 am 18. September 2015 im Krönungssaal des Aachener Rathauses

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Exma Sra. Dra. Marisa Mendonça,

Exma Sra. Dra. Ana Paula Laborinho,

Exma Sra. Dra. Carla Amado,

Liebe Anne Begenat-Neuschäfer,

Lieber Helmut Siepmann,

Liebe Lusitanistinnen und Lusitanisten,

Liebe Gäste von nah und fern,

auch ich möchte Sie alle im Namen des DLV sehr herzlich hier in diesem wunderschönen Krönungssaal der Stadt Aachen begrüßen, verbunden mit einem tiefempfundenen Dankeschön an unseren Gastgeber, die Stadt Aachen, die uns hier ihr „bestes Zimmer“ so großzügig zur Verfügung stellt: Lieber Herr Oberbürgermeister, es ist uns eine große Ehre, unsere Preisverleihung an diesem herausragenden Ort, dem Orte der Orte für Preisverleihungen überhaupt, dem Krönungssaal der Stadt Aachen, vorzunehmen. Hier, wo alljährlich der renommierte Karlspreis verliehen wird, die höchste Auszeichnung an bedeutende Persönlichkeiten, die die Bundesrepublik zu vergeben hat, hier hat der DLV die große Freude, zwar nicht den Karlspreis, aber immerhin den „Kleinen Karlspreis für Lusitanistik“ zu vergeben. Einen perfekteren Rahmen könnten wir uns nicht wünschen, um diesen unseren Georg-Rudolf-Lind Preis, nun zum bereits fünften Male, zu überreichen. Herzlichen Dank dafür!

Lauten die Statuten des DLV in Bezug auf den Georg-Rudolf-Lind-Preis unter Grundsätzliches, ich zitiere: „Durch die gezielte Prämierung einer herausragenden Qualifikationsarbeit mittels Vergabe des Georg-Rudolf-Lind-Förderpreises für Lusitanistik, […] will der DLV junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fördern, deren Forschungen im Bereich der Lusitanistik besonders auszeichnenswert sind,“ so freue ich mich, Ihnen, lieben Kolleginnen und Kollegen, lieben Lusitanistinnen und Lusitanisten, heute mitteilen zu können, dass der Vorstand des DLV sich einstimmig dafür entschieden hat, den diesjährigen Georg-Rudolf-Lind-Preis, der mit 500.- Euro dotiert ist, an Dr. Peter W. Schulze von der Universität Bremen zu überreichen.

Erlauben Sie mir einige kurze Worte zu unserem fünften Preisträger: Peter W. Schulze machte seinen Magister in Filmwissenschaft (Magister Artium mit Auszeichnung) sowie sein Diplom in Bildender Kunst/Fotografie an den Universitäten Mainz, Madrid, Paris und Rio de Janeiro.

Als Promotions-Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung und des DAAD absolvierte er anschließend ein Doktoratsstudium, das er 2013 mit der Studie „Strategien kultureller Kannibalisierung. Postkoloniale Repräsentationen vom brasilianischen Modernismo zum Cinema Novo“ an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit der Höchstnote „Summa cum laude“ abschloss.

Er arbeitete zunächst als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Filmwissenschaft und Mediendramaturgie an der Universität Mainz, bis er 2013 an die Universität Bremen wechselte. Seine Tätigkeiten im Bremer Masterstudiengang „Transnationale Literaturwissenschaft: Literatur – Theater – Film“ brachten ihm nicht zuletzt 2015 die Leitung des DFG-Forschungsprojekts „Transnational and Cross-Media Interconnections in Latin American Film Musicals“ ein. Neben zahlreichen Auslandsaufenthalten an brasilianischen Universitäten ist Peter W. Schulze Autor von bereits vielbeachteten Monographien, u.a. zum Oeuvre von Glauber Rocha sowie zur brasilianischen Gegenwartsliteratur und zum lateinamerikanischen Gegenwartskino.

Mit dem Preis, der im Namen eines der bedeutendsten Lusitanisten des 20. Jahrhunderts ausgelobt wird, dem vielseitigen Übersetzer und Gelehrten Georg-Rudolf-Lind – der übrigens ein österreichischer, nämlich ein Grazer Professor war, bevor er in seine Wahlheimat Portugal zog, wenn ich das als Berufs-Österreicherin und Wahl-Wienerin mal kurz erwähnen darf – wird heute die Dissertationsschrift von Dr. Peter W. Schulze ausgezeichnet, die den erwähnten Titel trägt: „Strategien kultureller Kannibalisierung. Postkoloniale Repräsentationen vom brasilianischen Modernismo zum Cinema Novo“; sie wurde in beiden Gutachten mit „Sehr gut“ bewertet.

Ganz im Sinne Georg-Rudolf-Linds, der entschieden mehr war als „nur“ ein exzellenter Vertreter seiner Fachdisziplin, sondern die schwierige Spezialität verstand, Übersetzer, Autor und Wissenschaftler zugleich zu sein, überzeugt Peter W. Schulze in seiner Untersuchung gerade durch die schwierige Verbindung zwischen theoretischer Reflexion und deren praktischem Niederschlag. Indem es ihm gelingt, die bekannten und weniger bekannten Kultureme des brasilianischen Modernismo in eine ganz neue Wirk-Linie zu den Filmen des Cinema Novo zu setzen, schraubt er an der gewohnten Ordnung der brasilianischen Medien- und Kunstlandschaft, was größte historische und -theoretische Auswirkungen auf die gesamte brasilianische Kulturgeschichte hat.

Ich zitiere aus den Gutachten:

„Die Arbeit thematisiert den Tropicalismo im Kontext postkolonialer Diskurse und zeigt, wie mit dieser Bewegung im Rückgriff auf Oswald de Andrades antropofagiaeine neue politische Kunst entstand […]. Herausgearbeitet werden die neuen politisch-ästhetischen Strategien des Tropicalismo, die als bedeutender Beitrag für den postkolonialen Diskurs zu werten sind, wie erstmals eingehend gezeigt wird […].“

„Letztlich gelingt es Schulze überaus einleuchtend, das „Manifesto Antropófago“ – unter Berücksichtigung historischer, politischer und kultureller Kontexte sowie diskursiver Verbindungslinien – als postkoloniales ,Instrument des Denkensʻ geltend zu machen, in dem sich Kulturpraxis und Theorieansatz verschränken.“

Die Diskussion um Antropophagie, Tropikalismus und Neokolonialismus wird auf höchstem theoretischen Niveau neu entfacht, um das innovative Konzept des kannibalistischen Neo-Tropikalismus auferstehen zu lassen. Dadurch, dass es Peter. W Schulze aber zudem gelingt, seine theoretischen Modelle immer durch umfassende filmanalytische Studien zu belegen, versteht er es meisterhaft, und zwar ganz im Lind-schen Sinne mit Herzblut und Belesenheit, um nicht zu sagen Besessenheit am Stoff, die Qualitäten der Neueren Theorien zu Postkolonialismus, Kannibalismus und Orientalismus souverän zu verbinden mit unserer Fachdisziplin, der Lusitanistik.

Gerade diese methodische Offenheit ist es, die uns in Gedenken an unseren Namensgeber besonders erfreut darüber sein lässt, mit Peter W. Schulze einen Preisträger ausgemacht zu haben,  dessen multiperspektivische Herangehensweise aus hochaktueller kulturwissenschaftlicher Reflexion und filmischer Kreativität, in steter enger Verbindung zu unserem Fach der Lusitanistik,  ihn zu einem würdigen Vertreter unseres Preises machen. In diesem Sinne wünsche ich dir, lieber Peter, für deinen weiteren wissenschaftlichen Werdegang nur das Allerbeste; wir werden in der Lusitanistik sicher noch einiges von dir hören und lesen!

Prof. Dr. Kathrin Sartingen

Präsidentin des Deutschen Lusitanistenverbands DLV