Porträt der Mainzer Lusitanistik

Die Lusitanistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz stellt sich vor…

Die Romanistik an der JGU teilt sich auf in das Romanische Seminar (Fachbereich 05) in Mainz und in den Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK, Fachbereich 06) im Campus Germersheim.

Portugiesisch am Fachbereich 06 der JGU

Portugiesisch kann am Fachbereich 06 der JGU, Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft, sowohl im Bachelor- als auch im Masterstudium als 1. Fach gewählt werden, im Fall des MA Konferenzdolmetschen als sogenannte „C-Sprache“. Auf den B.A.-Studiengang bauen im Fach Portugiesisch die viersemestrigen Masterstudiengänge Translation und Konferenzdolmetschen auf. Gegenwärtig ist die Lusitanistik am Fachbereich 06 der JGU vertreten durch die beiden Professuren des Arbeitsbereichs Spanische und Portugiesische Sprach- und Translationswissenschaft, Prof. Dr. Martina Schrader-Kniffki, sowie Spanische und Portugiesische Kultur- und Translationswissenschaft, Prof. Dr. Cornelia Sieber.

Die Lehre im Bereich der Portugiesischen Kultur- und Translationswissenschaftumfasst ein breites Spektrum an kulturellen Phänomenen und translatorischen Prozessen, insbesondere mit Fokus auf die übersetzerische Praxis. Besondere Beachtung finden die Prozesse der Konstruktion von Identitäts- und Alteritätsvorstellungen sowie die sich verändernde Kommunikation, die zunehmend im Kontext von Migration, Transkulturalität und medialer Vernetzung stehen.

Prof. Dr. Cornelia Sieber studierte Hispanistik und Afrikanistik an der Universität Leipzig. 2003 promovierte sie mit einer Arbeit zur lateinamerikanischen Diskussion um Moderne und Postmoderne, 2009 habilitierte sie sich mit einer Habilitationsschrift zum Thema der Veränderungen des Eigenbildes im Zuge der portugiesischen Expansion. Seit 2011 ist sie Professorin für Spanische und Portugiesische Kulturwissenschaft unter Berücksichtigung der Lateinamerikanistik am FB 06 der JGU. Ihre Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind: Historische und aktuelle Fremd- und Selbstbilder auf der iberischen Halbinsel und in Lateinamerika, Genderstrukturen, Migrations- und transkulturelle Dynamiken.

Dr. Marcel Vejmelka absolvierte ein Studium zum Diplom-Übersetzer (Portugiesisch, Spanisch) in Leipzig und Berlin, promovierte am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit zu „João Guimarães Rosas ‘Grande sertão: veredas’ und Thomas Manns ‘Doktor Faustus’ im interkulturellen Vergleich”. Nach Tätigkeiten an den Universitäten Potsdam und Gießen kam er im Oktober 2009 als Dozent für Spanisch und Portugiesisch an den FTSK.

Dr. Ângela Maria Pereira Nunes ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Portugiesisch am Fachbereich 06 der JGU. Sie studierte an den Universitäten Coimbra (Portugiesisch/Englisch), der Universität Mainz/Germersheim (Deutsch als Fremdsprache/Niederländisch/Englisch) und der Universidade de Trás-os-Montes e Alto Douro (Portugiesisch). 2002 promovierte sie im Fach Interkulturelle Germanistik mit einem Thema zur Vergangenheitsbewältigung im interkulturellen Transfer: „Zur Aufarbeitung europäischer Geschichte in José Saramagos „O Ano da Morte de Ricardo Reis“.

Anne Burgert absolvierte das Studium der Licenciatura Línguas, Literaturas e Culturas – Estudos Ingleses e Alemães an der Universidade Nova de Lisboa und den MA-Studiengang „Sprache, Kultur, Translation“ mit den Sprachen Portugiesisch und Englisch am Fachbereich 06 in Germersheim. Sie arbeitet als Lehrkraft für besondere Aufgaben im Arbeitsbereich Spanische und Portugiesische Kultur- und Translationswissenschaft und bereitet eine Promotion zum Thema „Translation als Emergenz. Postkoloniale Translationsstrategien zur Sichtbarmachung der Konfliktivität im Konzept der Lusophonie“ vor.

In der Lehre im Bereich der Portugiesischen Sprach- und Translationswissenschaftliegt ein besonderer Fokus auf außereuropäischen Varietäten des Portugiesischen, insbesondere des brasilianischen Portugiesisch unter Einbezug der Sprachkontaktsituationen, die an seiner Genese beteiligt waren.

Prof. Dr. Martina Schrader-Kniffki studierte an den Universitäten Freiburg, Madrid und Berlin (FU) Romanistik, Germanistik und Ethnologie. Sie promovierte an der Universität Bremen mit einem Thema zum Sprachkontakt und verbaler Höflichkeit in Bitt- und Dankessituationen in einer amerindischen Kultur Mexikos und habilitierte sich dortselbst mit einer Habilitationsschrift zum kolonialen Portugiesischen des brasilianischen Amazonasgebiets. Schrader-Kniffki legt einen besonderen Schwerpunkt auf Aktivitäten der interdisziplinären Lehre und Forschung wie z.B. in Lehrveranstaltungen in sprach- und kulturwissenschaftlicher- oder sprachenübergreifender Kooperation. Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien organisierte sie zusammen mit Dr. Marcel Vejmelka eine interdisziplinäre Tagung zum Thema „Sprachen und Literaturen des Fußballs in Brasilien“. Aktuell wird die Zusammenarbeit zwischen den Professuren der Portugiesischen Sprach- und Translationswissenschaft und des Arbeitsbereichs der Interkulturellen Kommunikation, Herrn Professor Dr. Bernd Meyer, ebenfalls Lusitanist am Fachbereich 06 der JGU, im Bereich der „Linguistik des Dolmetschens“ mit methodischem Fokus auf Gesprächsanalyse aus dem Portugiesischen verdolmetschter Gespräche als innovatives Lehrkonzept ausgebaut.

Nina Gray arbeitet seit 2006 als freiberufliche Konferenzdolmetscherin (Dipl.-Dolm.) für die portugiesische Sprache. Sie studierte Konferenzdolmetschen an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg in den Sprachen Portugiesisch, Spanisch und Englisch. Während und nach ihrem Studium verbrachte sie längere Zeit in Portugal und Mosambik. 2009 begann sie mit der Lehre am Institut für Übersetzen und Dolmetschen im MA Übersetzen und MA Konferenzdolmetschen. 2012 wechselt sie zum Fachbereich 06 in Germersheim, wo sie seither im MA Konferenzdolmetschen und im BA SKT (Übersetzungsübungen und Einführung in das Dolmetschen) in Teilzeit lehrt.

Gunther Kunze hat an der Universität Marburg Romanische Philologie (Französisch im Hauptfach, Portugiesisch im ersten Nebenfach) und Japanwissenschaften studiert, mit längeren Studienaufenthalten an der Université de Poitiers (Frankreich) und der Dokkyo University (Japan). Seine binational geprägte Biographie (Brasilien-Deutschland) ließ ihn sich, nachdem er sich in seiner Magisterarbeit mit der Diachronie der französischen Orthographie befasst hatte, erneut dem Portugiesischen zuwenden. Seit 2015 promoviert er am Fachbereich 06 der JGU zu Salienz und sprachlicher Akkommodation im Portugiesischen von Bahia und lehrt im Bereich der portugiesischen Sprach- und Translationswissenschaft mit Schwerpunkt auf die außereuropäischen Varietäten.

Portugiesisch am Fachbereich 05 der JGU

Am Romanischen Seminar der JGU kann Portugiesisch nur als Beifach im Studiengang Bachelor of Arts in Kombination mit einem Kernfach studiert werden. Ungeachtet dessen sind die aktuellen Studierendenzahlen mit durchschnittlich ca. 15 Studienanfängern pro Semester vergleichsweise hoch. Die Kürzung des Faches Portugiesisch erfolgte im Rahmen der Umstellung von den alten Magister- und Staatsexamensstudiengängen auf Bachelor und Master of Education und Arts. Zu diesem Zeitpunkt fiel auch das Portugiesische als Lehramtsstudienfach weg. Dank eines überaus engagierten Teams im Fachbereich Portugiesisch und einer engagierten Fachschaft mit einigen Lusitanisten ist es dennoch gelungen, ein attraktives Studienfach mit den Säulen Sprachpraxis, Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft zu etablieren.

Maßgeblich am Aufbau der Mainzer Lusitanistik war Dr. Fernanda Silva-Brummel beteiligt, die von 1973 bis 2009 als akademische Mitarbeiterin Portugiesische Sprachpraxis, Literaturwissenschaft und Landeskunde (als Vorläufer der Kulturwissenschaft) lehrte. Ihr Forschungsinteresse galt insbesondere Emigration und Emigranten in der portugiesischen Literatur, womit sie sich auch in ihrer Dissertation umfassend beschäftigte. Als ausgewiesener Lusitanist mit Schwerpunkt auf der portugiesischen Umgangssprache hatte Prof. Heinz Kröll den Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft in Mainz von 1970 bis 1984 inne. Der wohl markanteste Name der Mainzer Lusitanistik ist der von Prof. Michael Scotti-Rosin, einer der großen Namen der Lusitanistik der 1990er Jahre. Der gebürtige Danziger hatte in Göttingen, Bochum und an der Freien Universität Berlin Romanistik und Geschichte studiert. Von 1972 bis 2007 war Scotti-Rosin wissenschaftlicher Mitarbeiter und Akademischer Direktor an der JGU Mainz. Seine Forschungsschwerpunkte galten dem Portugiesischen, den romanisch- und vor allem portugiesischbasierten Kreolsprachen (hauptsächlich Caboverdiano) sowie der Lexikologie und der gesprochenen und geschriebenen Sprache in der Romania. Scotti-Rosin hat mit seinen Publikationen wesentlich zur Diskussion um den Status des Portugiesischen in Brasilien, zur Varietätenlinguistik und Soziolinguistik, sowie zur Lexikologie des Portugiesischen beigetragen. Nach seiner Pensionierung im Jahr 2007 wurde die Stelle in eine Juniorprofessur für Portugiesisch und Spanisch umgewandelt, die von 2009 bis 2013 Prof. Dr. Silke Jansen (Universität Nürnberg-Erlangen) innehatte. Jansen, deren Forschungsschwerpunkt in der Neuen Welt liegt – vor allem in Lateinamerika – führte die kreolistische und lusitanistische Tradition mit einem besonderen Akzent auf varietätenlinguistischen Fragestellungen weiter.

Gegenwärtig umfasst die Lusitanistik in Mainz eine Professur für Spanische und Portugiesische Literaturwissenschaft, eine Juniorprofessur für Romanische Sprachwissenschaft mit iberoromanischem Schwerpunkt, eine Stelle (75%) als Lehrkraft für besondere Aufgaben für portugiesische Sprachpraxis, Literatur- und Kulturwissenschaft sowie eine vom Instituto Camões finanzierte Lektorenstelle.

Prof. Dr. Eberhard Geisler studierte Germanistik und Romanistik an den Universitäten Frankfurt, Hamburg und Madrid und ist seit 1995 Professor für spanische und portugiesische Literaturwissenschaft an der JGU zuständig. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Übersetzung literarischer Texte – vor allem aus dem Katalanischen – und die spanische, portugiesische und katalanische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Seit 2015 ist Professor Geisler Seniorprofessor und wird mit dem 12. Deutschen Lusitanistentag in Pension gehen.

Jun.-Prof. Dr. Benjamin Meisnitzer ist seit 2014 Juniorprofessor für Romanische Sprachwissenschaft mit iberoromanischem Schwerpunkt, mit besonderem Fokus auf dem Portugiesischen. Er studierte Romanistik (Portugiesisch und Spanisch) und Germanistische Linguistik an der Universidade Nova in Lissabon und an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Meisnitzer studierte Portugiesisch im Hauptfach und promovierte mit einer kontrastiven, diachronen Arbeit zum narrativen Präsens, ausgehend vom Portugiesischen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Standardisierungsforschung und Varietätenlinguistik des Portugiesischen, Temporalsemantik und die Modalitätsforschung der romanischen Sprachen (vor allem des Portugiesischen, Spanischen und Französischen), die Sprachgeschichte des Portugiesischen sowie Grammatiktheorie und Spracherwerbsforschung (L1 und L2) der romanischen Sprachen. In der Lehre deckt Meisnitzer die portugiesische Sprachwissenschaft in der kompletten Breite ab, seit dem WS 2015/2016 unterstützt von Jonas Grünke, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand von Prof. Dr. Christoph Gabriel, und Dr. Elena Kireva, ebenfalls wissenschaftliche Mitarbeiterin und Postdoktorandin von Prof. Dr. Gabriel, die mit einer Arbeit mit dem Titel Prosody in Spanish-Portuguese Contact im September 2015 promovierte. Beide übernehmen in der Lehre sowohl einführende als auch thematische Proseminare im Bereich der portugiesischen Sprachwissenschaft.

Dr. Yvonne Hendrich ist das Herz des Portugiesischen an der JGU und seit 2009 Lehrkraft für besondere Aufgaben für Portugiesisch (Sprachpraxis, Literatur- und Kulturwissenschaft). Sie ist zudem Koordinatorin für den Hochschulaustausch mit Portugal (Erasmus) und Brasilien. Hendrich studierte Geschichte, Portugiesisch und Germanistik an der JGU Mainz und an der Universidade Nova de Lisboa und promovierte 2006 in Geschichte zu einem Thema im deutsch-portugiesischen Kontext (Valentim Fernandes – Ein deutscher Buchdrucker in Portugal um die Wende vom 15. zum 16. Jh. und sein Umkreis). Ihre Interessensschwerpunkte liegen v.a. auf Identitätsdiskursen und Migration in der Lusophonie, der brasilianischen cultura popular, der historiografischen Metafiktion in der portugiesischen Literatur sowie den deutsch-portugiesischen Verbindungen seit dem 15. Jahrhundert.

Unabdingbar für die sprachpraktische Lehre in der Mainzer Lusitanistik ist das vom Instituto Camões finanzierte Lektorat, das sich das Romanische Seminar und Germersheim teilen. Seit 2005 ist Dr. Teresa Perdigão Lektorin des Instituto Camões für portugiesische Sprachpraxis an den Fachbereichen 05 und 06.

Im Mai 2015 organisierten Jun.-Prof. Dr. Benjamin Meisnitzer und Dr. Yvonne Hendrich eine Tagung zum Thema „Sprache und Identität in der lusophonen Welt“, die zahlreiche portugiesisch- und deutschsprachige Wissenschaftler aus den Bereichen der Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft nach Mainz führte und deren Ergebnisse im zweiten Quartal 2016 als Monographie bei Ibidem erscheinen werden.

Dass die Arbeit innerhalb der Mainz Lusitanistik Früchte trägt, zeigen einige Studierende, die nach ihrem Bachelorstudium an die Universitäten in München, Göttingen und Köln gewechselt haben, um dort innerhalb der Masterstudiengänge Portugiesisch als Hauptfach in Literatur- oder Sprachwissenschaft fortzuführen. Auch die Auszeichnung von Lukas Müller für die beste Bachelorarbeit des Fachbereichs – eine interdisziplinär ausgerichtete Arbeit zwischen Allgemeiner/Vergleichender und Portugiesischer Sprachwissenschaft zum Thema „Reflexivkonstruktionen im europäischen und im brasilianischen Portugiesisch aus einer semantischen Perspektive” – ist Zeugnis der hervorragenden Qualität der Mainzer Lusitanistikabsolventen.

Die aktive und lebendige Lusitanistik an der Johannes Gutenberg-Universität sowohl in der Translations-, Sprach und Kulturwissenschaft am FB 06 als auch in der Romanischen Philologie (Literatur-, Sprach- und Kulturwissenschaft) erklärt eindrücklich die Wahl des Standortes für die Ausrichtung des 12. Deutschen Lusitanistentags.

Wir freuen uns herzlich, zahlreiche Kollegen aus dem In- und Ausland im September 2017 an den Ufern des Rheins begrüßen zu dürfen.

Das Organisationsteam

Jun.-Prof. Dr. Benjamin Meisnitzer (FB 05, Romanisches Seminar)

Dr. Yvonne Hendrich (FB 05, Romanisches Seminar)

Univ-Prof. Dr. Martina Schrader-Kniffki (FB 06, Arbeitsbereich Spanische und Portugiesische Sprach- und Translationswissenschaft)

Gunther Kunze (FB 06, Arbeitsbereich Spanische und Portugiesische Sprach- und Translationswissenschaft)

Yvonne Hendrich, Gunther Kunze, Benjamin Meisnitzer und Martina Schrader-Kniffki,

Mainz im Februar 2016